Im Jahre 1815 erhielt Coesfeld ein Land- und Stadtgericht, das Gerichtstage auch in Billerbeck abhielt. Das Gericht war in einem angemieteten Privathaus untergebracht, das Gefängnis in einem städtischen Gebäude. Später im Jahr 1846 wurde das Amt Gescher vom Stadt- und Landgericht Vreden abgetrennt und dem Coesfelder Gericht zugeschlagen, 1849 wurde Coesfeld Sitz eines Kreisgerichts mit Gerichtskommissionen in Dülmen, Haltern und Bocholt (1876). Gerichtstage dieses Kreisgerichts wurden in Billerbeck und Buldern abgehalten.
Es war untergebracht in einem durch Vertrag vom 8. bzw. 25.03.1850 gegen eine Miete von jährlich 282 Talern von dem Fürsten von Salm-Horstmar am Marktplatz zur Verfügung gestellten Haus. Dabei muss es sich um eine etwas wackelige Residenz gehandelt haben, denn das Haus musste 1874 unterkellert werden damit es nicht einstürzte. Schließlich erhielt der Justizfiskus durch Vertrag vom 16.02.1856 bzw. 04.09.1857 von der Stadt Coesfeld unentgeltlich einen Bauplatz für ein Geschäfts- und Gefängnisgebäude zur Verfügung gestellt, auf dem in den nächsten Jahren 1859/60 zunächst ein Gefängnisgebäude und sodann Ende der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts das Geschäftsgebäude an der Borkener Straße errichtet wurde, das bereits im Jahre 1906 durch einen Anbau erweitert werden musste.
Im Jahre 1879 erhielt Coesfeld ein Amtsgericht nach den für die Amtsgerichte des Königreiches Preußen vom Justizfiskus festgelegten Modalitäten. Es löste damit das bisherige Kreisgericht ab. Seine räumliche Zuständigkeit erfasste die Städte Coesfeld im Kirchspiel und Billerbeck, die Ämter bzw. Gemeinden Lette, Rorup, Darup, Darfeld, Osterwick, Holtwick und Gescher mit einer angemessenen Zahl eingesessener Personen. Gerichtstage wurden in Billerbeck und Rorup abgehalten.
Das Königl. Amtsgericht wurde im Jahre 1879 erbaut. Das Gebäude ist zweistöckig, hat eine Kellerwohnung für den Gerichtsdiener, enthält im ganzen 11 Geschäfts- und Sitzungszimmer und ist mit hübschen gärtnerischen Anlagen auf drei Seiten umgeben. Auf der einen Seite – dem Hofe – befindet sich das für etwa 80 Insassen eingerichtete Gefängnis. Die sachliche Gliederung des Gerichts umfasste das Zivilgericht, Schöffengericht, Einzelrichter in Strafsachen, Vollstreckungsgericht mit Konkurssachen und Vergleichen, Erbschafts-, Nachlass-, Familienangelegenheiten, Register für Handelsgesellschaften und Genossenschaften sowie Güterrecht und das Grundbuchamt.
Wie schon vielfach in der leidvollen Geschichte Coesfelds brach während des zweiten Weltkrieges wieder eine Katastrophe über die Stadt und Bevölkerung herein. Ab Mitte März 1945, als der Ausgang des Krieges längst entschieden war, fielen in einer Woche etwa 9500 Spreng- und etwa 50.000 Brandbomben auf die Stadt hernieder. Das Gerichtsgebäude wurde total zerstört und das Gerichtswesen kam völlig zum Erliegen.
Der damalige Leiter der Behörde, Oberamtsrichter Dr. Rebber, versammelte am 12. September 1945 seine ehemaligen Bediensteten in einer Baracke auf der Escherstraße/am Roten Baum um sich. Aber wie sollte man arbeiten? Es war nichts mehr vorhanden und musste erst beschafft werden. Einige Büromöbel wurden unter Leitung des Obergerichtsvollzieher Büddecke aus ehemaligen Nazibeständen besorgt, aber es reichte vorn und hinten nicht. Der Mangel an Papier und Formularen machte ein Arbeiten unmöglich. 5 Jahre diente die Baracke als Unterkunft.
Ende Juni 1950 war das neue Hauptgebäude wiederaufgebaut. Und im Frühjahr des Jahres hatte man mit der Errichtung des Anbaus in der Promenade begonnen. Im Juli 1950 fand der Umzug zur Borkener Straße statt. Das neue Gebäude sah schmuck aus, endlich waren auch die äußeren Bedingungen für ein gutes Arbeiten geschaffen.
Die ersten Pläne für die Errichtung eines neuen Amtsgerichtsgebäudes reichen in das Ende der 60iger Jahre zurück. Die Raumnot war bedrückend geworden. Man stellte Überlegungen an, wie man dieser Not Abhilfe schaffen könne. Zu dieser Zeit wurden erstmals Raumprogramme für das Amtsgericht aufgestellt um den notwendigen Bedarf festzustellen. Gleichzeitig wurden Überlegungen angestellt, durch An- und Überbauen an Ort und Stelle zusätzliche Büroräume zu schaffen. Aber alle Überlegungen blieben im Keime stecken, zumal sich die örtlichen Verhältnisse an der Borkener Straße für eine Erweiterung als nicht günstig erwiesen. Die Raumnot war auch der Grund dafür, dass zum 01.11.1970 erstmals Räume außerhalb des Amtsgerichtsgebäudes als Büroräume angemietet werden mussten.
Mit Erlass vom 04.10.1977 teilte der Finanzminister Nordrhein-Westfalens erstmals mit, dass in Coesfeld ein Behördenzentrum auf dem landeseigenen Grundstücksareal an der Daruper Straße erstellt werden solle. Der Baubeginn war für Herbst 1978 vorgesehen. Die Neubauten für die Dienstgebäude des Finanzamtes und des Amtsgerichts Coesfeld waren eine gemeinsame Baumaßnahme; es haben für die Verwirklichung des Planes auch wirtschaftliche Gründe eine entscheidende Rolle gespielt, sollte doch mit dem Bauvorhaben die hiesige Wirtschaft angekurbelt und die Arbeitslosenzahl verringert werden.
Der Justizminister hatte das Raumprogramm für das Amtsgericht Coesfeld bereits im Juli 1977 gebilligt. In einer Besprechung im Finanzministerium in Düsseldorf am 27.12.1977 erhielt der Entwurf des Staatshochbauamtes Münster den Zuschlag. Dieser Entwurf, der von dem Leiter des Staatshochbauamtes Münster, Lt. Reg. Dir. Heselhaus, einem gebürtigen Coesfelder, stammte, wurde dann später mit einigen Abänderungen übernommen. Das Amtsgerichtsgebäude gliedert sich in einem zweigeschossigen Saaltrakt und einen fünfgeschossigen Bürotrakt.
In einer Feierstunde am 06. Juli 1982 wurde das neue Dienstgebäude für das Finanzamt und das Amtsgericht Coesfeld,- der erste Gemeinschaftsbau dieser Art in Westfalen – Lippe – von Frau Justizminister Donnepp und Herrn Staatssekretär Dr. Haacke vom Finanzministerium offiziell seiner Bestimmung übergeben. Der imposante Bau, der ein Behördenzentrum in Coesfeld abrundet, hat etwa 23 Mio DM gekostet. Er wurde vom Staatshochbauamt errichtet, dessen Planungsentwurf bei einem verwaltungsinternen Wettbewerb vom Preisgericht als besonders gelungen bewertet worden war.
Die bis 2002 bestehenden Raumreserven werden nun intensiv genutzt, weil das Amtsgericht Coesfeld seit dem Jahre 2003 zentrales Handelsregister für die Bezirke Coesfeld (Rosendahl, Havixbeck, Billerbeck, Nottuln) Ahaus, Borken, Bocholt, Lüdinghausen, Dülmen und Gronau ist. Das Gericht bietet heute ca. 65 Menschen einen Arbeitsplatz.